Justin Hoffmann

Der Künstler Gustav Metzger

Das Farbfoto zeigt den 63-jährigen Gustav Metzger mit Mantel und Umhängetasche in einem Park.
Gustav Metzger, Darmstadt 1989, Foto: Justin Hoffmann

 

Gustav Metzger wurde am 10. April 1926 in Nürnberg als jüngster Sohn orthodoxer jüdischer Eltern geboren. Der nationalsozialistischen Verfolgung entkam er im Januar 1939 mit einem der Kindertransporte nach England. Der Großteil seiner Familie wurde im Holocaust ermordet. In Großbritannien lebte Metzger als Staatenloser, er studierte Kunst an der Cambridge School of Art.

Vor dem Hintergrund seiner persönlichen Erlebnisse befand sich für Gustav Metzger die Welt in einem Prozess der Selbstzerstörung. In diesem Sinne engagierte er sich unter anderem gegen die atomare Aufrüstung. Im Jahr 1959 verfasste er sein erstes Manifest Auto-Destructive Art. Er konzipierte und schuf Kunstwerke, die sich auf unterschiedliche Weise selbst zerstörten. Auf das erste Manifest folgten weitere, wie etwa im Jahr 1961 Auto-Destructive Art, Machine Art, Auto-Creative Art. Ihn faszinierten im Allgemeinen autonom ablaufende Prozesse. So produzierte Metzger mit erwärmtem Flüssigkristall Lightshows für Auftritte der britischen Rockband The Who. Im Jahr 1966 organisierte er in London das Destruction in Art Symposium, unter anderem mit Yoko Ono, Wolf Vostell, Hermann Nitsch und Peter Weibel. Weil er trotz solcher Veranstaltungen nur wenige Menschen von seinen Einstellungen überzeugen konnte, begann er die bildende Kunst an sich zu hinterfragen. Er kritisierte den Kunstmarkt und rief zum Art Strike auf. Lange Zeit wurde er wegen seiner kritischen Haltung von der Kunstszene ausgeschlossen.

Gustav Metzger war schon über 70 Jahre alt, als in den 1990er Jahren die Bedeutung seines Œuvres erkannt wurde. Neben Retrospektiven im Kunstraum München und anschließend im Museum of Modern Art Oxford war es vor allem eine umfassende Ausstellung 1999 in der Kunsthalle Nürnberg, welche die Konzepte und Werke dieses wegweisenden Künstlers bekannt machte. Mit seiner Werkgruppe Historic Photographs setzte er sich in jenen Jahren wieder mit dem Holocaust auseinander, aber auch mit politischen Tragödien und Umweltkatastrophen. Er verdeckte dazu Fotografien verstörender Ereignisse mit verschiedenen Materialien und machte sie so nur ansatzweise sichtbar. Als Gustav Metzger im Jahr 2017 mit 90 Jahren in London verstarb, galt er vielen bereits als Legende.