Alexander Schmidt

Gustav Metzger. Ein jüdischer Künstler aus Nürnberg-Gostenhof

Die Nationalsozialisten und ihr Vernichtungswahn haben die Familie von Gustav Metzger zerstört. Er selbst entkam dem Holocaust. Zeitlebens fühlte er sich unbehaust und blieb staatenlos.

Das historische schwarz/weiß Foto zeigt den 12-jährigen Gustav Metzger in Nürnberg.
Gustav Metzger in Nürnberg, August 1938 (StadtAN F 14 Nr. 42)

 

Gustav, sein älterer Bruder Mendel sowie die beiden Schwestern Esther und Klara wurden in der elterlichen Wohnung in der Fürther Straße 27 in Nürnberg-Gostenhof geboren. Gustav kam am 10. April 1926 zur Welt. Nur der Älteste der Geschwister, Chaim (Heinrich), war noch in Polen geboren.
Der polnischstämmige Vater Juda Metzger kam aus der Stadt Przemyśl, an der heutigen Grenze zur Ukraine gelegen, nach Nürnberg. Die Mutter Fanny (geb. Turner) war bereits zu Beginn des Ersten Weltkriegs mit Chaim und ihrer Mutter dorthin gezogen. Der Vater kämpfte in der österreichisch-ungarischen Armee und erhielt das Eiserne Kreuz.

Auf dem schwarz/weiß Foto ist Fanny Metzger mit ihren Sohn Chaim und einem Holzschlitten zu sehen.
Chaim und Fanny Metzger in Nürnberg, 1917 (StadtAN F 14 Nr. 42)

 

Juda Metzger betrieb in Nürnberg einen koscheren Lebensmittelhandel. Die jüdische Familie lebte nach orthodoxen Regeln. Sie zählte im Deutschen Reich zu den „Ostjuden“ und erhielt keine deutsche Staatsbürgerschaft. Die „Ostjuden“ gehörten in besonderem Maße und schon in der Zeit der Weimarer Republik zum Feindbild der Nationalsozialisten. In der antisemitischen Hetzzeitschrift Der Stürmer erschien im Mai 1927 eine Karikatur, die sich gegen das angebliche „Judenviertel“ Gostenhof richtete.
Nach 1933 wurde das Leben für die Familie Metzger wie für alle Jüdinnen und Juden in Deutschland zunehmend schwierig. Einige wenige Fotodokumente haben sich aus der Zeit erhalten.

Das historische Familienfoto in schwarz/weiß zeigt Fanny Metzger in der Mitte sitzend, mit ihren vier Kindern.
v. l. n. r.: Gustav Metzgers Schwester Esther, Bruder Mendel, Mutter Fanny, Gustav und Schwester Klara Metzger in Nürnberg, August 1938 (StadtAN F 14 Nr. 42)

 

Im Rahmen der sogenannten Polenaktion im Oktober 1938, die sich gegen staatenlose „Ostjuden“ in Deutschland richtete, wurde der Vater Juda Metzger mit seinen beiden Töchtern und dem Sohn Chaim in das Lager Zbąszyń (Bentschen) im deutsch-polnischen Grenzgebiet deportiert.
Im Januar 1939 konnten Mendel und Gustav Metzger mit einem der Kindertransporte nach England entkommen.
Im April 1939 ging die Mutter Fanny freiwillig aus Nürnberg in das Lager Zbąszyń, um ihrem Mann beizustehen. Ihr Geburtsname deutet darauf hin, dass sie die englische Staatsbürgerschaft besaß.

Die schwarz/weiß Außenaufnahme zeigt Juda Metzger, links neben ihm stehen Tochter Esther und seine Frau Fanny.
v. l. n. r.: Schwester Esther, Mutter Fanny und Vater Juda Metzger im Lager Zbąszyń, Polen, Juli 1939 (StadtAN F 14 Nr. 42)

 

Die Töchter Esther und Klara konnten kurz danach ebenfalls nach England fliehen und nahmen dieses Foto mit. Die Eltern und Chaim wurden 1942/43 in Auschwitz ermordet.

 

Sämtliche Fotos stammen aus dem Besitz von Mendel Metzger, der sie dem Stadtarchiv Nürnberg für die Erarbeitung eines Gedenkbuches zur Verfügung stellte und handschriftliche Kommentare zu den Fotos verfasste.